Das Naturjuwel Erlaufschlucht und die nähere Umgebung
ermöglicht neben den im Alpenvorland verbreiteten Tier- und
Pflanzenarten zudem auch für eine Reihe von so genannten
Seltenheiten Lebensmöglichkeiten. Die Gegensätzlichkeit der
feuchtkühlen Bereiche in der Erlaufschlucht und die trockenen und
wärmebegünstigten Teile an Konglomeratfelsen und auf den
angrenzenden Heideflächen und Randhängen schaffen dazu die
Voraussetzungen. Zu diesen besonderen Lebensräumen gehört
die als „Wärmeinsel“ bekannte Umgebung der Schlierwand
(Hallerschlier) am Prallhang der Erlauf und deren kleinen Au- und
Hangbereichen beim so genannten „Türkensturz“. In diesem
naturräumlichen Ensemble unterschiedlicher Biotope und Habitate
konnte sich in der Tat eine spezielle Artenvielfalt auf relativ engem
Raum etablieren. So findet man hier neben verschiedenen
Gebirgsarten zum Teil pannonische, wärmeliebende und auch
südeuropäisch verbreitete Arten. Als einziges Beispiel soll hier die
größte Libelle Europas, die Quelljungfer-Art Cordulegaster heros,
angeführt werden, deren nordwestliche Grenze der Gesamtverbreitung
die Große Erlauf markiert. Diese Art lebt in den noch
intakten Quellbächen entlang des wärmebegünstigten Teils der
Erlauf. Die Große Quelljungfer ist stark gefährdet. Seitens der EU
wurde sie zurecht als Fauna-Flora-Habitat Richtlinie als II+IV-Art
beurteilt. Damit trägt auch das Bundesland für die Sicherung der
Lebensräume eine erhebliche Verantwortung.
Dieser kurze Einblick soll der Verbesserung der Kenntnisse über
die Arten- und Lebensraumvielfalt dienen. Es ist zugleich eine
Fortsetzung der schon vor einigen Jahren seitens der
Marktgemeinde Purgstall begonnenen Initiative zur Bewusstseinsbildung
und Wertschätzung. Die Freude und das Interesse an
der vielfältigen Natur sowie die entspannende Erholung in solchen
Lebensräumen soll künftigen Generationen an der Erlaufschlucht
erhalten bleiben. Zur vertiefenden Information mit der
dynamischen Vielfalt dieses Naturjuwels ist eingehendes Interesse
eine Voraussetzung. Als Pionierarbeit auf diesem Sektor ist auf die
heimat- und naturkundliche Forschung des Purgstaller
Lokalfaunisten Prof. Franz Ressl (1924-2011) hinzuweisen.